Ich habe zuerst eine Frage an dich: Welches Wort ist für dich stimmiger? (Liebes-)Partnerschaft oder (Liebes-)Beziehung?
Beim Wort (Liebes-)Partnerschaft sehe ich vor meinem inneren Auge eine Balkenwaage, so wie wir sie von ganz früher her kennen: Ein waagrechter Balken und links und rechts befindet sich je eine Waagschale. Bei meinem inneren Bild ist diese Waage ausgeglichen. Es kann vorkommen, dass eine Waagschale mal schwerer oder leichter ist als die andere, doch sie kommt immer wieder in eine Balance. Ich fühle beim inneren Bild zum Wort (Liebes-)Beziehung eine Ausgeglichenheit.
Anders ist es beim Wort (Liebes-)Beziehung. Hier fühle ich eine Schwere. Im Wort versteckt sich auch das Verb „ziehen“. Die Gefahr ist gross, dass wir an der Persönlichkeit des Partners/der Partnerin ziehen, weil wir wollen, dass er/sie sich verändert und es uns dann vermeintlich gut geht – und sind vermutlich enttäuscht, wenn der Partner/die Partnerin sich nicht verändert.
Fragst du dich, warum eine Unterscheidung dieser Wörter wichtig ist?
Hinter jedem Wort ist eine Grundschwingung spürbar und verrät deine Einstellung zur Sicht auf die Partnerschaft/Beziehung.
Warum gehen Menschen miteinander eine Liebes-Partnerschaft ein?
In einer Partnerschaft möchten wir Geborgenheit fühlen. Wir möchten zudem geliebt werden und selber bestimmen, weil wir das bereits im Mutterleib erfahren haben.
Der Mensch ist ein soziales Wesen (auch wenn er sich nicht immer so verhält) und ist auf die Dauer für das Allein-sein nicht existenzfähig.
Am Anfang einer Partnerschaft sind wir verliebt. Diese Verliebtheit hat aber nichts mit der anderen Person zu tun, sondern ist Projektion. In der Verliebtheitsphase sind wir (von uns selber) entzückt. Und vielleicht weisst du es schon, was jetzt kommt? Verliebtheit ist keine Liebe. Doch sie ist ein guter Anfang und ein guter Weg zur Liebe!
Eine Partnerschaft lebt von Gefühlen – von den Emotionen, denn dies macht eine Partnerschaft erst lebenswert. Wir leben nämlich den ganzen Tag mit Gefühlen, auch wenn wir uns dies nicht immer bewusst sind.
Für eine Partnerschaft tragen beide Teile (Mann und Frau) die Verantwortung. Beide Menschen geben etwas in die gemeinsame Paarenergie hinein – rein sachlich gesehen, wie auch emotional – und bekommen auch etwas davon (Geben und Nehmen).
Wenn wir uns in einer Partnerschaft unglücklich fühlen, neigen wir dazu dem anderen die Schuld daran zu geben. Wir machen also das Gegenüber, das wir lieben, für unseren gefühlsmässigen Zustand verantwortlich. Wir geraten in die Opferrolle, weil wir unser Wohlbefinden vom anderen abhängig machen wollen.
Warum sind Partnerschaften nicht einfach?
Weil jeder dieser beiden Menschen seine eigene Lebensgeschichte, seinen eigenen Rucksack mitbringt und weil die Herzen darin mitschwingen. Herzen sind mit Gefühlen/Emotionen verbunden.
Als Kind gestalten wir unser Leben aus der Abhängigkeit der Eltern und geraten dadurch in einen Gefühlsstrudel. Jedes Verhalten der Eltern uns Kind gegenüber löste eine innere Wahrnehmung aus. Das kann ein inneres Bild (wir gestalten unser Leben aus Bildern) und/oder eine Emotion sein, die wir empfinden.
Emotionale Heilung der kindlichen Gefühle
Emotionen werden automatisch in unserem Emotionalkörper abgespeichert. Dieser befindet sich sowohl in unserem Körper wie auch ausserhalb davon. Emotionen beeinflussen unser Verhalten und unser Handeln in einer Partnerschaft und sind in der Kindheit entstanden. Durch das kindliche Wahrnehmen in Bezug zu unseren Eltern als Mann/Frau in einer Partnerschaft sowie durch das Wahrnehmen als Kind zum Vater und zur Mutter haben wir innere Bilder kreiert, die mit Gefühlen vernetzt sind. Als Erwachsene kreieren wir ein Abbild dessen was eine Partnerschaft ist. Das hat so viel Einfluss darauf, dass wir in einer Partnerschaft als Frau im heutigen Mann den eigenen Vater „sehen“ und als Mann in der heutigen Frau die eigene Mutter. (Bei gleichgeschlechtlichen Paaren ist es dasselbe, weil einer von beiden den männlichen und der andere den weiblichen Teil darstellt). Wir haben wiederum dieselbe Konstellation wie wir als Kind zum Vater/zur Mutter hatten. Diese Konstellation hat uns geprägt, ist uns vielleicht sogar vertraut. Doch sie hat nichts mit unserer jetzigen, erwachsenen Persönlichkeit zu tun.
Je nachdem, was wir als Kind erlebt haben, verdrängen wir die Gefühle, halten sie unter Verschluss. Das gibt eine Blockade in uns und in der Partnerschaft. Das kann zu Konflikten, Streitereien und sogar zu einer Trennung führen. Doch das Problem dahinter wurde dann in der Partnerschaft meistens nicht gelöst, weil keine emotionale Heilung der kindlichen Gefühle stattgefunden hat. Emotionale Heilung ist eine der wichtigsten Punkte in einer Partnerschaft! Wir müssen dabei nicht nochmals all das schreckliche von damals aus der Kindheit erneut hochkommen lassen. Es geht um das Annehmen in Liebe. Und genau die Heilung finde ich für die Partnerschaft in der heutigen Zeit eine Chance. Es macht uns offener und ehrlicher. Führt uns längerfristig zu einer glücklichen, zufriedenen und verständnisvolleren Partnerschaft.
Jennifer Meyer-Metzger